Antrag der Kreistags-Gruppe: Aufforstungsinitiative
Die FDP im Steinfurter Kreistag hat einen Antrag zur Förderung der Aufforstung im Kreisgebiet eingebracht. Sie reagiert damit auf die Klimaschutzresolution, die der Kreistag in seiner letzten Sitzung verabschiedet hat. Gleichzeitig greift sie die Ergebnisse der Schweizer Klimaschutzstudie auf, die durch die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in Zürich Anfang Juli veröffentlicht worden sind.
Danach sind Aufforstungen die effektivsten Maßnahmen zum Klimaschutz. Die FDP schlägt vor, gemeinsam mit den Städten und Gemeinden im Kreis ein Aufforstungskonzept zu entwickeln und finanziell zu fördern sowie zu prüfen, ob nicht laufende Aufforstungsmaßnahmen beschleunigt werden können. Das Projekt soll durch den Verein Energieland2050 begleitet und in seiner Effektivität bewertet werden. Gleichzeitig sollen auch alle Straßenbaumaßnahmen des Kreises darauf überprüft werden, ob sie nicht als Alleen angelegt und ausgebaut werden können. Die Finanzierung soll durch die bestehenden CO2-Kompensationsfonds gesichert werden, alle Maßnahmen sind so zu planen und zu beschreiben, dass ggf. neu entstehende Fördermöglichkeiten umgehend in Anspruch genommen werden können. Dem Umweltausschuss soll nach dem Willen der FREIEN DEMOKRATEN in jeder Sitzung über den Stand der Maßnahmen berichtet werden.
Den Antrag haben wir im Wortlaut dieser Presseinformation beigefügt.
Hans-Jürgen Streich
Die FDP-Gruppe stellt folgenden Antrag:
- ein nach Städten und Gemeinden gegliedertes Konzept für Aufforstungen.
- Regionen in Städten und Gemeinden zu ermitteln, die für die Anlage von Aufforstungen in Betracht kommen; (z.B. Industriebrachen, o.ä.)
- gezielte finanzielle Förderung zu mobilisieren, um Pionier-Organisationen und Leuchtturmprojekte zur (großflächigen) Anlage von Wäldern in ihrer Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit durch das Energieland 2050 e.V. zu unterstützen.
- Waldbilanzen von / mit Partnerkreisen zu diskutieren und aktiv für die Adaption des o.g. entwickelten Konzepts zu werben um die Zusammenarbeit im Bereich Klima-, Naturschutz und Biodiversität zu vertiefen.
- zu prüfen, inwiefern sich aktuell laufende Projekte des Kreises zur Aufforstung beschleunigen und gebietsmäßig erweitern lassen.
- zu allen o.g. Punkten Zuschüsse aus Mitteln des verfügbaren CO2-Kompensationsfonds einzubeziehen. Außerdem ist zu prüfen, ob andere Fördertöpfe angezapft werden können.
- sämtliche in Planung befindlichen oder noch zu planenden Straßen dahingehend zu prüfen, ob sie als Allee ausgestaltet werden können.
- sämtliche nicht zeitnah umzusetzenden Projekte zumindest soweit zu entwickeln, dass sie im Falle neuer zu erwartenden Fördermöglichkeiten, diese unmittelbar zur Förderung eingereicht werden können.
- in jeder Sitzung des Ausschuss für Umwelt, Ernährung, Landwirtschaft, Klima- und Naturschutz über den Stand der Projekte zu berichten.
- in einer Öffentlichkeitskampagne private Gartenbesitzer anzuregen, selbst Bäume anzupflanzen und Beratung zur richtigen Baumauswahl anzubieten. Hierzu böte sich der Kreislehrgarten an, ergänzend auch Infomaterial in Broschürenform.
- privaten Waldbesitzern sowie Landwirten Beratung anzubieten, mittels welcher eine bessere, intensivere und nachhaltigere Nutzung und Aufforstung des Waldes nahegebracht werden sollen.
- zu prüfen, bei welchen o.g. Maßnahmen einer Bienen- / Insektenfreundliche Baumauswahl (z.B. Sommerlinde) Vorzug zu gewähren ist.
Begündung:
Der Klimawandel treibt Hunger, Armut und Migration in den ärmsten Regionen der Erde voran. Er behindert deren Entwicklung und stellt die gesamte Weltgemeinschaft vor große Herausforderungen. Die effizientesten Maßnahmen zur Klimarettung bietet hierbei die Natur selbst. Die jüngste Studie der Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich kommt zu dem Schluss, dass eine weltweit massive Aufforstung das Potenzial habe, zwei Drittel der bislang von Menschen verursachten CO2-Emissionen aufzunehmen.
Die Erde ist nach Angaben der Forscher derzeit mit 2,8 Milliarden Hektar Wald bedeckt. Sie halten die Neubepflanzung von 900 Mio zusätzlichen Hektar für möglich. Das entspräche fast der Fläche der USA oder einer Fläche etwa 25 Mal so groß wie Deutschland. Die neuen Wälder könnten ca.200 Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichern, wenn sie herangewachsen sind. Das sind etwa zwei Drittel der 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die seit der industriellen Revolution durch den Menschen in die Atmosphäre gelangten.
Klimaschutz und Entwicklungspolitik sind untrennbar miteinander verbunden. Im Pariser Abkommen von 2015 verpflichteten sich 195 Staaten, bis zum Ende dieses Jahrhunderts die Konzentration an Kohlenstoffdioxid (CO2) die Schwelle von 450 ppm nicht überschreiten zu lassen. Im Business-as-usual-Szenario (derzeit jährlich 32 Gt CO2) wird jedoch das verbliebene Emissions-Budget von ca. 750 Gt CO2 bereits in 23 Jahren verbraucht sein. Es müssen daher Maßnahmen ergriffen werden, die der Atmosphäre Treibhausgase in einer Menge entziehen, die das Ausmaß der Emissionen deckt (Treibhausgasneutralität) und – langfristig betrachtet – übersteigt (negative Treibhausgasbilanz). Wälder und Waldböden können durch Photosynthese, Biomassezuwachs, Humifizierung und Mineralisierung große Mengen an Kohlenstoff speichern und der Atmosphäre langfristig entziehen. Sie sind deshalb äußerst wichtig für die Begrenzung des Kohlendioxids in der Atmosphäre
Neben der nachhaltigen Bewirtschaftung von Naturwäldern bietet sich die großflächige Wieder- oder Neubegründung von Wäldern in möglichst langen Umtrieben im Verbund mit einer möglichst langlebigen Verwendung des genutzten Holzes als praktikables Konzept an.
Um die o.g. Bindungswirkung zu erzielen, müsste je nach Wuchsbedingungen, Baumarten und Bewirtschaftungsformen eine Fläche von rund 300 Millionen Hektar (20 % der weltweit landwirtschaftlich nutzbaren Fläche) mobilisiert werden.
Hier kann und soll der Kreis Steinfurt eine Pionierrolle einnehmen. Jeder Hektar zählt, denn weltweit schreitet die Zerstörung der Wälder voran. Jedes Jahr gehen netto circa sieben Millionen Hektar Waldflächen verloren. Dem müssen wir Einhalt gebieten.